Taekwondo

Taekwondo

Taekwondo ist eine Kunst der Selbstverteidigung, die sich über fast 2000 Jahre hinweg in Korea selbständig entwickelt hat. Lange Zeit war Taekwondo ausserhalb der koreanischen Halbinsel kaum bekannt. Seit den 60er Jahren arbeiten die Verantwortlichen des Weltverbandes WTF (World Taekwondo Federation) an der Vereinheitlichung und Verbreitung dieser Sportart. Taekwondo hat in den letzten Jahrzehnten stark an Popularität zugenommen und wird heute von über 20 Millionen Aktiven in aller Welt praktiziert.

Taekwondo setzt sich aus drei koreanischen Wörtern zusammen:

TAE Im Sprung treten – kennzeichnet die Beintechniken

KWON Faust – weist auf die Handtechniken hin

DO Weg, Kunst – kennzeichnet den körperlichen und geistigen Reifeprozess

Ein Merkmal des Taekwondo ist es, Angriffe waffenlos abzuwehren. Dabei gibt es kaum einen Teil des Körpers, der nicht eingesetzt werden kann. Nicht nur Hände und Füsse, sondern auch einzelne Finger, Knöchel, Ellbogen, Knie und Kopf werden je nach Situation gebraucht. Alle Bewegungen im Taekwondo gehen vom Grundsatz der Verteidigung aus.










Taekwondo vermittelt nicht nur körperliche Kraft, sondern auch die Einsicht zu diszipliniertem Denken; dadurch wird es möglich, das nötige Selbstvertrauen und die nötige Gelassenheit zur Selbstverteidigung zu erlangen. Selbstvertrauen ist wiederum die Voraussetzung für Bescheidenheit und Toleranz, zwei erklärte Ziele des Taekwondo. Ein regelmässiges Training verbessert das Allgemeinbefinden, verschafft ein gesundes seelisch-körperliches Gleichgewicht, erhöht die Behendigkeit und Beweglichkeit und lehrt, die Dinge mit dem nötigen Abstand zu betrachten. Ein gesunder Körper macht aktiv und widerstandsfähig, und ein seelisches und körper- liches Selbstvertrauen dient der Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen.


Die Taekwondo-Kleidung (koreanisch: “Dobok”) ist so geschnitten, dass sie sich jeder Körperbewegung anpasst. Das Weiss des Anzuges drückt moralische Reinheit und Anfang im Sinne des Zen aus. Taekwondo ist eine Einheit, die sich aus der Beherr- schung der Formen, des Kampfes und des Brechens zusammensetzt. All dies erfordert grosse geistige Konzentration, mit der man wiederum beinahe unglaubliche Kräfte entwickeln kann.









Die Formen


Eine Form (koreanisch: “Poomse”) besteht aus verschiedenen Fussstellungen, kombiniert mit Handabwehrtechniken, Fuss- und Faustschlägen, die ineinander übergehen, sich ergänzen und als Ganzes gesehen einen Kampf gegen einen oder mehrere imaginäre Gegner darstellen. Der Rhythmus der Bewegungen sowie die richtige Atmung spielen bei der korrekten Ausführung einer Poomse eine wichtige Rolle.


Der Kampf


Es gibt zwei Arten des Kampfes (koreanisch: “Kyorugi”). Der sogenannte Ein- oder Dreischrittkampf läuft nach einem vorgeschriebenen Schema ab. Fehler und Nachlässigkeiten können sofort korrigiert werden. Ausserdem eignet er sich besonders für Demonstrationen, weil Abwehr- und Angriffstechniken aufeinander abgestimmt sind und somit auch unkundigen Zuschauerinnen und Zuschauern ein guter Eindruck von Taekwondo und seinen Anwendungsmöglichkeiten vermittelt wird.


Im umprogrammierten, freien Kampf wird eine Vielzahl der erlernten Techniken des Angriffs und der Verteidigung in beliebiger Kombination angewandt. Im Training wird ohne Kontakt gekämpft. Alle Schülerinnen und Schüler ab einem gewissen Grad haben die Möglichkeit, an den jährlich stattfindenden Schweizermeisterschaften teilzunehmen.


Taekwondo war an den olympischen Sommerspielen von Seoul (1988) und Barcelona (1992) als Demonstrationssportart vertreten. An den Spielen von Sydney im Jahr


2000 war Taekwondo erstmals als vollwertige olympische Disziplin im Programm enthalten.


Der Bruchtest


Bruchtests (koreanisch: “Kyokpa”) gehören nicht zum Ausbildungsprogramm des Taekwondo. Da es aber in der Praxis unmöglich ist, die geballte Kraft gegen eine Person einzusetzen, ohne diese ernsthaft zu verletzen, wird – namentlich an Demonstrationen – durch Zerbrechen von Hölzern, Steinen, Ziegeln und dgl. gezeigt, welche Wirkung erzielt werden kann, wenn die vorhandene Kraft auf einen einzigen Punkt konzentriert wird. Es demonstriert überzeugend, wozu Geist und Körper als Einheit in der Lage sind.









Die Geschichte des Taekwondo


Das Königreich Koguryo wurde von dem Konig Tong-Myong-Son-Gwang um 37 v. Chr. südlich der Mandschurei gegründet. Gefundene Grabgemälde aus dieser Zeit zeigen beispielsweise zwei Kämpfer, die sich in der typischen Taekwondo-Stellung gegenüberstehen, oder einzelne Männer beim Ausführen von Taekwondo-Techniken, die auch heute noch gebräuchlich sind. Diese Bilder dokumentieren die Beliebtheit und Popularität dieser Kampfkunst in jener Zeit. Die Häufigkeit dieser Motive auf Gräbern lässt darauf schliessen, dass Taekwondo, lange bevor die Gräber bemalt wurden, in Koguryo stark verbreitet gewesen sein muss.


Das Königreich Silla entstand bereits 20 Jahre früher als Koguryo und bestand trotz Anfeindungen seiner Nachbarn 992 Jahre. Nicht zuletzt war es den Hwarang von Silla, jungen Rittern, die für den Krieg ausgebildet wurden, zu verdanken, dass Silla so lange Bestand hatte. Die Ritter des Hwarang rekrutierte Silla aus Söhnen namhafter Untertanen. Sie wurden auf ihre Persönlichkeit und Unbescholtenheit hin geprüft und ausgewählt. Danach wurden sie verschiedenen Tests unterworfen, von denen eine davon Subak war, einer der Vorläufer des Taekwondo. Die Krieger aus Silla übten viele Sportarten, wie Bogenschiessen, Reiten, Jagen, Wandern und Taekwondo.


Andere Beweise für die Existenz und Ausübung des Taekwondo in der Silla- Dynastie sind verschiedene Skulpturen in buddistischen Schreinen und Tempeln aus jener Zeit, in denen die Hwarangdo-Ritter in verschiedenen Kampfszenen zu sehen sind. Schriftliche Dokumente weisen ebenfalls auf das Vorhandensein von Taekwondo hin, damals aber unter den verschiedensten Bezeichnungen bekannt wie Subyokta, Kwonbaek, Byon und Taekyon.


Zahlreicher und genauer sind die Unterlagen aus dem 18 n. Chr. gegründeten Königreich Baekje, das 642 Jahre bestand. Ihnen ist zu entnehmen, dass verschiedene Könige und Baekje die Kampfkünste wie Reiten, Bogenschiessen und Taekwondo förderten. Ausserdem berichten sie, dass vor allem Soldaten und Ritter die Kampfkünste wie Taekwondo übten und pflegten. Unter anderem nannte man Taekwondo damals Subyokta.


Um das Jahr 918 entstand das Königreich Koryo, dessen Name noch in unserer Bezeichnung “Korea” erhalten ist. Es bestand hauptsächlich aus dem Zusammenschluss der beiden Königreiche Silla und Baekje, wobei Silla dominierte. Das eigentliche Koryo aber war das unter der Kontrolle beider Reiche stehende Kungye. Es ist historisch belegt, dass Taekwondo dort unter dem Namen Subakhi von der Bevölkerung als Nationalsport betrieben wurde.


Nach dem Zusammenschluss der vier Königreiche Koguryo, Silla, Baekje und Koryo begann man in Korea Taekwondo zu systematisieren. Im Jahr 1790, in der Joseon-Dynastie, wurde ein illustriertes Buch über verschiedene Kriegskünste herausgegeben. Unter verschiedenen Waffenkampfsystemen wurde auch Taekwondo ausführlich behandelt. Aus dieser Zeit gibt es einen historischen Bericht, dass bei einer Invasion der Japaner 700 Patrioten mit blossen Händen gegen die Eindringlinge kämpften. Es heisst, dass diese Patrioten alle Taekwondo-Kämpfer gewesen seien. Und wenn ein Grenzkonflikt zwischen den Provinzen ausbrach, wurde er durch eine Konfrontation mit Taekwondo beendet. Wie auch immer, in den späteren Jahren der Joseon-Dynastie verlor Taekwondo an Bedeutung und wurde durch Kunst, Wissenschaften und Politik verdrängt. So vegetierte dieser Kampfsport, nur von einigen Gruppen und Personen aufrechterhalten, bis nach der Befreiung von den Japanern in unserem Jahrhundert dahin.


Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen sich die verschiedenen Gruppen zu organisieren. Die Vielzahl der bestehenden Schulen erschwerte zunächst das Finden einer gemeinsamen Linie. Am Ende jedoch setzte sich die grösste und bedeutendste von ihnen, Jidokwan, durch. Um einen gemeinsamen Weg zu gehen, schufen höchste Dan- und Würdentrager des Taekwondo ein modernes, der Zeit angepasstes System, das heute von der WTF (World Taekwondo Federation) anerkannt und propagiert wird.